Der Aufbruch

Nachdem ich 2015 vor meinem Camino zu einer Pilgermesse eingeladen hatte, feierte ich dieses Mal meinen Abschied zu Hause. Am Mittwoch, den 13. März, kamen insgesamt 28 Leute vorbei, um mich zu verabschieden.  Familie, Freunde und sehr gute Bekannte ließen es sich nicht nehmen, mit mir an zu stoßen und einen herrlichen Abend zu verbringen. Neben vielen guten Wünschen, wurden eben so viele Sachen mit gebracht. So wurden viele Leckereien zum Verspeisen gebracht, genau so wie Getränke, Gutscheine oder sonstige Sachen. Aber das Größte war eine Torte von meiner Tochter. Auf ihr war der Streckenverlauf der Via de la
Plata zu sehen, mit den wichtigsten Städten. Da war ich echt baff. Und alle waren total begeistert von dem guten Stück. Eigentlich viel zu schade zum Essen, aber aufheben kann man die Torte ja auch nicht ewig. Und nachdem alle darüber her gefallen sind, blieb auch nicht mehr viel davon übrig. Es wurde ein schöner, langer Abend und alle freuten sich schon jetzt auf meine Wiederkehr und die Berichte von meiner Pilgerreise!


Nachdem ich mich am Donnerstag von dem Abschiedsfest erholt hatte, ging es dann am Freitag Morgen (15.März) endlich los! Nach einer emotionalen Verabschiedung von meiner Frau, fuhr mich ein guter Nachbar gegen 4:15 Uhr auf den Flughafen. Dort angekommen wurde ich sehr nervös. Da ich selten fliege, ist das für mich immer wieder sehr aufregend. Zudem hatte ich ja da so ein kleines Problem. Ich hatte ja meinen Pilgerstab in den Rucksack gepackt und deshalb sah das Teil etwas komisch aus. Hoffentlich klappt das mit dem Aufgeben. Aber entgegen meiner Erwartung hatte ich mit meiner " Kinderleiche" keinerlei Probleme. Die Dame am Schalter fragte zwar, was das für ein Teil sei, aber lobte mich sogar, wie toll ich das verpackt hätte. 
Und so war meine erste Hürde problemlos überwunden und ich konnte etwas entspannter zum "Check In" gehen. Als ich das letzte Mal geflogen bin, mußte ich dort zum Drogentest, aber auch hier hatte ich diesmal keine Probleme und so war ich gegen 5:15 Uhr in der Wartehalle und konnte mich eingermaßen entspannt auf den Flug freuen.
Im Pilgerforum hatte ich ein junges Mädel kennen gelernt, die zufälligerweise am selben Tag, wie ich, von Stuttgart aus starten wollte. Wir verstanden uns recht gut, teilten unsere Vorfreude auf den Camino und hatten regelmäßig Kontakt im Internet. Jetzt saß ich da, schaute mir die anderen Leute so an und hoffte, sie irgendwo zu entdecken. Mmmh, ja, da saß so ein junges Ding, hatte große Kopfhörer auf. Aber ob sie das war? Einfach so hingehen? Wie ich so überlegte, schaute sie sich auch suchend um. Unsere Blicke trafen sich, und irgendwie war klar: Ja, das mußte sie sein. Fast Zeit gleich gingen wir auf einander zu und tatsächlich: Es war Leoni! Wir umarmten uns, und irgendwie passte es gleich zwischen uns. Für mich war es auch ein Vorteil mit ihr jetzt zusammen zu sein, da Leoni Spanierin ist und somit keine Sprachprobleme, so wie ich, hatte. Und dann ging es endlich los. Auch auf dem Weg ins Flugzeug umarmten wir uns nochmal und freuten uns wie kleine Kinder, dass unser Abenteuer nun begann. Leider saßen wir im Flugzeug nicht neben einander, aber wir trafen uns bei unserem Zwischenstopp in Lissabon gleich wieder. Dort hatten wir genügend Zeit, so das wir in Ruhe etwas trinken und essen konnten. Und natürlich unterhalten. Wo übernachtest du, wieviel Tage willst du pilgern, und, und, und. Ach es war herrlich, so jemand Nettes an seiner Seite zu haben, die viele Sachen genau so sieht, wie man selbst. Ok, nicht alles, aber wir sind ja auch zwei Generationen. Ich war nämlich sehr überrascht, wie man in so ein Abenteuer starten kann, mit nur 19€ Bargeld. Mehr hatte sie nicht dabei. Wenn ich da überlege, dass ich das ganze Geld bei mir trug, das ich für den Camino eingeplant hatte. Ok, auch nicht die beste Variante, werden jetzt einige sagen. 
Leoni stellte mir noch ihre 5 kleinen Tierfiguren vor. Die hatte sie für bestimmte Personen dabei und die mußten ab jetzt auch immer wieder auf ein Photo mit drauf. Ach, sie war richtig erfrischend für mich "alten" Knacker. Ich hatte auf alle Fälle immer viel zu lachen mit ihr!
Nach 3 Stunden Aufenthalt ging es mit einer kleinen Propellermaschine weiter und gegen 14:30 Uhr kamen wir in Sevilla an.  Vom Flughafen war es ca. 1 Stunde mit dem Bus ins Zentrum. das war mir zu lang. So schlug ich vor mit dem Taxi zu fahren. Doch Leoni meinte, das wäre ihr zu teuer. Aber als ich ihr sagte, das ich sowieso mit dem Taxi fahren würde und sie ruhig mitfahren könne, ohne was zu bezahlen, nahm sie das Angebot gerne an. Sie unterhielt sich glänzend mit dem Taxifahrer. Ich verstand nur Bahnhof. Aber egal. Der Taxifahrer lies uns aussteigen, von hier wäre es nicht mehr weit. Naja, ich mit meiner "Babyleiche". Das war jetzt der Nachteil, dass ich den Rucksack so gut verpackt hatte. Ich konnte ihn nur an so einer kleinen Schlaufe halten und das war doch sehr unbequem. Dazu kam, dass es in Sevilla bestimmt so 30 Grad hatte. War ja toll, aber nicht wenn du mit einem bestimmt 10KG schweren Rucksack noch ewig laufen mußt. Leoni wurde es auch zu heiß. Aber cool wie sie nun mal war, zog sie sich kurzer Hand auf einer Treppe um. Nett! Leggings aus, kurze Hose an, Pullover aus, kurzes Top an. Und fit war sie für den Weiterweg. Der zog sich. Aber endlich konnten wir die Kathetrale von Sevilla sehen. Doch ich hatte keine Lust mehr jetzt dort hin zu gehen. Zu schwer war in der Zwischenzeit mein Rucksack. Ich wollte zu meiner Pension, die gleich in der Nähe war. Leoni übernachtete im Triana Backpacker, so trennten sich sowieso jetzt unsere Wege. Wir verabredeten uns für 18:00 Uhr bei der Kathetrale.
So suchte ich nun meine Pension Cordoba, die ich bald darauf fand. Die Pension ist nur ca. 5min. von der Kathetrale entfernt und so war es für mich die richtige Wahl, hier die kommenden 2 Nächte zu verbringen. Ich wollte nicht jetzt schon in eine Herberge. Hier konnte ich in Ruhe meinen Rucksack auspacken und die Sachen noch einmal richtig verstauen. 
Die Pension Cordoba kann ich empfehlen, wenn jemand so denkt wie ich. Sehr zentral gelegen, sehr ruhig, nettes Zimmer, alles sauber. Ok, ich hatte
nur ein Zimmer in den Innenhof. Sprich, wenn man aus dem Fenster schaut, schaut man auf die Hauswand. Aber das störte mich nicht. Tagsüber war ich unterwegs, und Abends wars dunkel. 
Passte alles!
Nachdem ich mich zu Hause gemeldet hatte, dass ich gut angekommen war, und mich frisch gemacht hatte, ging ich zur Kathetrale. Ich machte ein paar Bilder und kurz darauf traf ich Leoni. Sie hatte sich ein Credencial geholt. Den Pilgerausweis hatte ich zwar schon von den Pilgerfreunden aus Paderborn bekommen, aber ich dachte mir, das einer auf der langen Via nicht reicht und so holte ich mir auch noch einen. Leider war es genau der Selbe, wie aus Paderborn. Ich hatte die Hoffnung, das man hier evtl. einen Besonderen erhält. Aber leider nicht.
Da so schönes Wetter war, wollte ich heute noch zur Plaza de Espania gehen. Leoni ging mit. Und so standen wir kurz darauf auf diesem herrlichen Platz. Also, ehrlich. Richtig schön, wie Klein Venedig. Außen sind von jeder Region Spaniens Mosaikbilder und Wappen. Ganz toll. Leider ging die Sonne jetzt doch schon unter und so erstrahlte der Platz nicht so richtig, aber auch so war es herrlich an zu schauen.

Anschließend schlenderten wir wieder Richtung Kathetrale. Leoni war schon sehr anhänglich. Immer wieder hakte sie sich bei mir ein, liefen wir Arm in Arm, kuschelten etwas. Aber alles freundschaftlich. Und ich erfuhr auch, dass sie gerne diese Nähe hat und auch braucht.Und ehrlich gesagt, tat es mir auch gut! Und das setzte sich auf dem ganzen Weg fort. Nicht nur bei mir, bei allen, mit denen sie sich verstand. 
Wir aßen noch gemütlich zusammen zu Abend und so gegen 22:00 Uhr verabschiedeten wir uns. Am nächsten Tag wollten wir uns wieder treffen. So gingen wir nach einer herzlichen Umarmung jeder seines Weges. Wie gesagt, war es ja nicht weit zu meiner Pension, aber plötzlich waren die ganzen Strassen voller Menschen. Was ist denn da los? Und plötzlich kamen Priester und eine Jesus Figur wurde durch die Strassen getragen. Hatte ich doch tatsächlich gleich am ersten Tag eine Prozession gesehen. Kurz darauf war alles vorbei und ich lag bald darauf glücklich in meinem Bett.


Fazit: Anreise gut überstanden, eine ganz tolle Person (Leoni) kennen gelernt, Sevilla ist eine wirklich schöne Stadt, in der es viel zu sehen gibt!
Tipp: Die Pension Cordoba kann ich wirklich empfehlen.



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