Tag 7

Datum: Samstag, 23.März 2019
Strecke: von Villafranca de los Barros nach Torremejia
Distanz: 27,9 km Gesamtstrecke: 206,5km Gelaufen: 162,4km
Gehzeit: 08:00 bis 14:45 Uhr ca. 6,75 Std,
Wetter: wieder strahlend blauer Himmel, Sonnenschein, extrem heiß!
Allgemein: flache Etappe, viel "gerade" aus, anstrengend, aber super schön


Unendliche Weite....

Nach dem Aufstehen machten wir uns gegen 8:00 Uhr ohne Frühstück auf den Weg. Frank wollte heute unbedingt mit dem Bus fahren, da die Strecke wieder nicht so toll sein sollte. Also, das war nicht meins. Ok, ich bin auch die letzten Tage mal mit dem Taxi gefahren. Aber das war meinen Füßen geschuldet. Nur weil der Weg nicht toll sein soll? Na, da müßte man ja viel fahren auf den Caminos dieser Welt! Nein, danke. Aber jedem das Seine. So verabschiedeten wir uns, ohne zu wissen, dass wir uns nicht mehr begegnen sollten.
An diesem Tag fand ich es gut, dass wir uns getrennt haben. Obwohl wir uns eigentlich gleich wieder gut verstanden haben, war es mir in dem Moment lieber, alleine weiter zu pilgern. Tel. hatten wir noch öfters Kontakt. Frank informierte mich über die Besonderheiten der nächsten Etappen, da er ja jetzt weiter vorne war. Dies ging so, bis er abbrechen mußte, weil er die Pässe wegen Schneefall nicht überwinden konnte. Na, da stand mir ja noch etwas bevor.
Aber für heute war schönes Wetter angesagt und so machte ich mich auf den Weg.
Leider fand ich keine geöffnete Bar und so mußte ich ohne Frühstück aufbrechen.

Vorbei am Colegio San Jose verlies ich Villafranca de los Barros. Gleich nach der Stadt verläßt man die Strasse und kann auf einer Schotterpiste weiter ziehen. Dann wird die Piste zum Feldweg und man läuft dann die nächsten ca. 4km gerade aus, immer gerade aus, durch herrliche Wein- und Olivenanpflanzungen. Die Landschaft ist herrlich! Tierra de Barros! Das Lehmland, so wird die Gegend genannt. Oder auch "fruchtbarer Boden". Ich liebe diese Gegenden! Diesen rotbrauen Boden. Einfach herrlich!              
Die Sonne brennt schon gnadenlos vom Himmel. Kopfbedeckung ist Pflicht. Und viel trinken. Nach den 4km dann endlich eine kleine Abwechslung, eine Weggabelung. Dort mache ich Pause auf einen Meilenstein, ziehe meine Schuhe aus, esse 2 Müsliriegel und genieße den Blick in die Gegend. Ein Pilger überholt mich. Ein kurzes " Buen Camino", dann bin ich wieder alleine. So gestärkt mache ich mich wieder auf den Weg.
Und es geht wiede einmal: gerade aus! Aber diesmal "nur" ca 2km, dann geht es schon wieder um die Ecke. Und dann: gerade aus!!! Endlos sieht man, die vor einem liegende, Wegstrecke. Wie eine Schlange teilt der Weg die endlose Weite in zwei Hälften. In weiter Ferne sieht man am Horizont ein Gebirge, rechts und links nur Wein und Oliven. Es ist schön, aber auch schön heiß. Extrem heiß!
Nach weiteren gut 5km zeigt ein Monolith an, dass man sich auf der authentischen Via de la Plata befindet. In seinem Schatten mache ich die nächste Pause. Schuhe aus, und trinken, trinken, trinken! Ich glaube, heute ist der heißeste Tag, bisher. Aber, besser, als Regen, allemal!
Plötzlich weht ein kalter Wind und drängt mich zum weiter laufen. Und was soll ich sagen? Es geht mal wieder gerade aus! Diesmal gut und gerne 6km. Ganz schön heftig, heute! Der Wind bläßt ganz ordentlich. In der Ferne sehe ich ein paar Pilger vor mir, ein paar Radpilger überholen mich. Dann bin ich wieder alleine. Es erinnert mich viel an die Meseta hier. Aber auch die längste Gerade hat einmal ein Ende. Und nach zwei Kurven mache ich wieder eine wohl verdiente Rast. Zwei Pilger, Rob aus Australien und Tibor aus Cannes, kommen und man unterhält sich kurz. Die Zwei ziehen weiter. Ich gönn meinen Füßen noch etwas Pause und dann mache ich mich auch wieder auf den Weg. Jetzt geht es noch ein Stück auf einem Feldweg entlang, bis man dann an eine Bahnunterführung kommt, danach hat man bald den Ortsrand von Torremejia erreicht.
Da meine Füße immer noch Pflege brauche, suche ich das einzige Hotel im Ort auf. Ich will den anderen Pilgern, den Anblick meiner geschundenen Füße ersparen. Nein, im Ernst. Ich will meine Ruhe. Will in Ruhe meine Füße versorgen, will mein eigenes Bad. Und, ich sehe auch gar kein Schild, dass mich zu einer Herberge führen würde. So komme ich dann, nach kurzer Suche, am Hotel Milenium, an. In der Bar im EG herrscht reges Treiben, so dass mich zuerst niemand beachtet. Aber dann hat doch eine Senorita erbarmen und kümmert sich um mich. Ich bekomme für 25 € ein Einzelzimmer. Oben angekommen bin ich schnell etwas ernüchtert. Ein quitschendes Klappbett, durch das Fenster zieht es furchtbar herein, obwohl es geschlossen ist. Ebenso dringt dadurch auch der Strassenlärm, der, vor dem Hotel verlaufenden, N 630 herein. Im Bad gibt es keinen Duschvorhang. Also, da hab ich schon besser genächtigt!
Nachdem ich geduscht hatte, legte ich mich etwas auf das quitschende Bett und döste eine Runde.
Nach der obligatorischen Fußpflege suchte ich mir eine ruhigere Bar, die ich im Zentrum auch fand. Zentrum ist vielleicht etwas viel gesagt, hier war tote Hose. Aber, wenn man was zu trinken will, reicht es ja, wenn eine Bar offen hat. Nach 2 Bierchen und vielen Oliven, kaufte ich noch ein paar Lebensmittel ein. Besonders zu trinken. Heute hatte ich fast den kompletten Vorrat aufgebraucht. Dann ging ich wieder ins Hotel, schaute etwas Fussball und um 20 Uhr ging ich in das auf der anderen Strassenseite gelegene Restaurant, um zu Abend zu essen. Und wer saß da? Rob und Tibor. So wurde es noch ein netter Abend, obwohl im Restaurant wohl ein Spanier etwas zu viel hatte und etwas Unruhe verbreitete. Doch wir ließen uns das Essen nicht vermiesen. Gegen 22:00 Uhr ging ich wieder in mein Hotel, schaute nochmal etwas Fußball und mußte feststellen, dass ich eine neue Blase hatte. Das war nicht mehr normal!


Fazit: wunderschöner Wegabschnitt, bin froh nicht mit dem Bus gefahren zu sein. Aber ehrlich gesagt, auch sehr anstrengend. Die langen Geraden zehren doch ganz schön.
Tipp: heute würde ich lieber in einer Herberge übernachten, das Hotel Mienium kann ich nicht weiter empfehlen. Und für diese Tour VIEL zu trinken mitnehmen!

4 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Woole, wir können es kaum noch erwarten mehr von Deinen Erlebnissen zu lesen!
    Und melde Dich mal bei mir, ich würde Dich gerne mal zum Essen einladen!
    Meine Pilger Erlebnisse kannst Du unter soisloslarsos auf Instagram verfolgen.

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    1. Hallo, ja, die nächsten Seiten sind in Arbeit. Hoffe, es wird bald etwas zum einstellen. Tut mir leid, auf Instagram bin ich nicht. Kann ich leider nicht nachschauen. Aber eine Frage: Kennen wir Uns? Oder wohnt du in der Umgebung? Wegen der Einladung... Gruß Wolle

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  3. Hallo lieber Wolle,
    nein, wir kennen uns, zumindest bis jetzt, noch nicht.
    Ich habe Deinen Camino Frances Blog mit großer Begeisterung verfolgt und er war für mich eine große Inspiration für meine Camino Frances 2019 Tour! Ich bin Dir quasi "in Deinen Fußstapfen" gefolgt und mußt dann aufgrund meiner zeitlichen Begrenzung in Leon den ersten Teil der Pilgerfahrt beenden. 2020 sollte es eigentlich weiter von Leon bis Santiago und dann noch bis ans "Ende der Welt" nach Finisterra gehen, aber Corona hat dem ganzen ja einen üblen Strich durch die Rechnung gemacht.
    Ich lese auch jetzt mit großer Begeisterung Deinen Via de la Plata Blob und mein nächstes Projekt wäre dann der Camino Norte durch die Pyrinäen.
    Ich bin aus Böblingen und würde Dich gerne mal kennen lernen und dazu zum Essen einladen. Bspw. im "Sol" in Filderstadt das auch gleich den spanischen Flair mitbringt. Per E-Mail erreichst Du mich unter arminaaron77 ÄT gmail.com

    Viele liebe Grüße, LosLarsos

    Meine Camino Fraces 2019 Erlebnisse kannst Du unter folgender Adresse nachlesen:
    https://www.instagram.com/soisloslarsos/

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