Tag 14

Datum: Samstag, 30.März 2019
Strecke: von Canaveral nach Galisteo
Distanz: 27,7 km Gesamtstrecke: 378,1 km Gelaufen: 337,9 km
Gehzeit: 07:45 bis 14:45 Uhr ca. 7 Std,
Wetter: warm, später heiß
Allgemein: sehr schöne Abschnitte, aber auch ein Stück an der Strasse entlang

Die Sache mit dem Handy....

Nach einer erholsamen Nacht, standen wir gegen 7 Uhr auf. Endlich mal wieder eine Herberge mit Frühstück, dass wir uns nicht nehmen liesen. Im UG, in einem sehr schön her gerichteten, alten Gewölbekeller, gab es alles was das Herz begehrte. Brötchen, Toast, Marmelade, Wurst, Käse, und natürlich Kaffee. So gestärkt startete ich so gegen 7:45 Uhr auf die heutige Etappe, alleine. Tom hatte gestern schon immer wieder, Schwierigkeiten mit seinem Oberschenkel. Und um sich nicht zu übernehmen und den Muskeln etwas Ruhe zu gönnen, zog er es heute vor mit dem Bus nach Galisteo zu fahren. Dort wollten wir uns dann in der Herberge wieder treffen. Und was auch nicht unerwähnt bleiben sollte: Es war für mich der erste Tag OHNE Pflaster! Hurra! Es geht aufwärts!

Also marschierte ich alleine los, zuerst so 1 km durch den Ort. Dann geht es laut Beschilderung links ab, auf einen leicht ansteigenden Feldweg. An dem im "gelben" Führer beschriebenen Kreisverkehr bin ich zwar noch nicht vorbei gekommen, aber wird schon passen. Denkste! Auf dem Feldweg finde ich plötzlich keine gelben Pfeile mehr, die Kapelle San Cristobal auch nicht, an der man vorbei kommen sollte. Na, klasse, das fängt ja gut an. Die Richtung passt aber und so bleibe ich zuversichtlich. Jedoch steigt der Weg immer steiler an, obwohl der Streckenverlauf doch relativ eben sein sollte. ( hab ich mich geirrt, stand auch im Führer so!) Ich komm gewaltig ins schwitzen und nach gut 4 km hab ich mir eine kleine Pause am höchsten Punkt verdient. Von dort geht es dann einen guten Kilometer leicht absteigend weiter und man kommt an eine Landstrasse. Und, hurra!  Ich hab mich noch nie so gefreut, ein Freudenhaus zu sehen! Das war auch im "gelben" Führer erwähnt. Da wußte ich, dass ich wieder auf dem richtigen Weg war. Obwohl die Freude groß war, lies ich das gewisse Etablissement links liegen und betrat eine wunderschöne Wiese mit Korkeichen und Zistrosen. Ein wunderschönes Stück lag vor mir. Es mußten einige Weidetore geöffnet und geschlossen werden, aber es war traumhaft. 

Doch dann war die Freude plötzlich vorüber. Tom hatte mir geschrieben, dass er meine Personalausweisnummer zur Reservierung in der Herberge brauchen würde und ich ihm sie schicken soll. Perso rausgeholt, Handy genommen, aber was war das? Das Handy hatte nur einen schwarzen Bildschirm, keine Anzeige. Hmm, was war da los. Ausschalten, einschalten, es half alles nichts, das Ding blieb dunkel und gab auch keinen Ton von sich. Meine Laune wurde merklich schlechter. Obwohl ich ein schönes Plätzchen am Wegesrand gefunden hatte, war ich sauer, und auch nervös. Die Reservierung der Herberge war ja das kleinste Problem, aber keinen Kontakt mehr nach zu Hause, oder keine Buchung für den Rückflug. Alles schoß mir in dem Moment durch den Kopf. Ach, das war ärgerlich. Aber... Vor Tagen haben wir noch darüber gelacht, dass ich einen zweiten Photoapparat und ein zweites Handy hier mit rumschleppe, wegen dem Gewicht. Aber jetzt.. Also, Akku mit dem Solarpack etwas geladen, Simkarte gewechselt, auf dem zweiten Handy Whats App vertifiziert, und nach, für mich, endlosen Minuten        ( laut GPS Gerät waren es 25Min), funktionierte die Kommunikation wieder, einigermaßen, wenigstens. Ich nahm Kontakt mit Tom auf, wegen der Perso Nummer. Die Gedanken waren immer noch bei dem defekten Handy. Waren jetzt etwa auch alle meine Bilder von der Via, die ich damit gemacht hatte, weg? Oh, mann!  

Es war so gegen 11:15 Uhr als ich mich, immer noch gefrustet, wieder auf den Weg machte. Nach 10 Minuten machte ich schon wieder eine Pause und probierte wieder alles mit dem Handy, aber es blieb dunkel. Dann sollte es halt so sein. Genervt und die wirklich schöne Strecke nicht beachtend, zog ich meines Weges. Gegen 12:00 Uhr kam ich am Embalse del Boquerón, einem schönen Stausee, vorbei. Jetzt war der Weg immer leicht abfallend. Kurz danach betritt man dann eine, zum Glück wenig befahrene, Landstrasse, auf der man so ca. 1km wieder Berg auf geht. Auf einem sehr schmalen Seitenstreifen. Doch bald darf man dann, wenn man die Strasse überquert hat, wieder auf schönen Feldwegen weiter Richtung Galisteo pilgern. Es geht durch Weidelandschaften, immer wieder leicht Bergauf und Bergab. Die Sonne brennt herunter. Jetzt wird es Zeit an zukommen. Vorbei an einem alten, rießigen Aquädukt (ich habe mindestens 50 Bögen gezählt) strebt man weiter dem Tagesziel zu. An einer Weggabelung, ca. 1,5km vor Galisteo, sollte man nochmal aufpassen. Rechts geht zwar der historische Weg, der heute aber dann leider entlang von einer Landstrasse führt, also besser links gehen. Das hab ich auch gemacht und nachdem man über eine Kuppe kommt, liegt Galisteo einem zu Füßen. Je näher man kommt, um so besser erkennt man die alte Stadtmauer, die den alten Ortskern, vollständig noch umgibt. Wirklich toll an zusehen!


Schnur gerade geht es in den Ort hinein und man kommt direkt auf eine kleine Bar zu. Dort muß ich Pause machen. Es ist ca. Viertel vor Drei. Ich bin ziemlich platt. Aber die Füße haben gehalten, und es gab keine neue Blase. Eine Cola bringt mir die verlorene Energie zurück, und ein Bierchen eine etwas bessere Laune. Nachdem ich Tom informiert habe, wo ich bin, will er mich abholen. In der Zwischenzeit kann ich nicht anders und hole doch wieder das Handy raus. Und ich weiß nicht, ob es am Bier lag. Aber auf alle Fälle seh ich da doch plötzlich wieder ein bischen etwas im Display. Ich spiele an den seitlichen Knöpfen etwas herum und dann: Es geht, es geht! Des Rätsels Lösung: es war nur zu dunkel eingestellt! Das darf doch nicht wahr sein! Und das hat mir den halben Tag versaut? Vermutlich durch die grelle Sonneneinstrahlung und dem dunklen Display hab ich halt nur nix mehr erkannt. Oh mann, bin ich froh. Und als Tom um die Ecke biegt, bin ich gerade fertig mit meinen Einstellungen. Bei einem zweiten Bierchen erkläre ich ihm mein Maleur und dann mußten wir beide loslachen. Aber egal. Hauptsache das Ding geht wieder. Und meine Bilder sind auch wieder da!

Tom bringt mich in die wirklich sehr schöne, und nur wenige Schritte entfernte Herberge. In der 8 Bett

Herberge hat mir Tom ein unteres Bett reservieren können. Außer uns ist noch ein anderer Pilger da, den ich nicht kenne und Toni. Welche Freude ihn wieder zu sehen. Nach einer heißen Dusche geht es mir besser. Dann noch kurz die Wäsche gemacht und beim Fußball schauen relaxt. Tom erzählt mir, dass er sich die Stadt schon angeschaut hat und dass ihm sogar die Kirche aufgeschlossen wurde. Da hatte er auch einen schönen Tag. Aber er meinte, es wäre richtig gewesen, heute zu pausieren. Jetzt fühle er sich wieder besser und das freut mich natürlich auch. 

Da Tom die Stadt ja schon besichtigt hat, gehe ich dann alleine los. Ich will auch noch etwas einkaufen. Aber leider finde ich keinen offenen Laden. Dann schau ich mir eben die imposante Stadtmauer an. Wir haben ja zu Hause in Esslingen auch noch Reste einer Stadtmauer und auch noch ein großes Stück Wehrgang, aber ich muß ehrlich sagen, dass ist nichts im Vergleich zu der Stadtmauer von Galisteo. An manchen Stellen kann man die Mauer besteigen. Das hab ich dann auch getan. Bei der Stadtmauer handelt es sich um eine der emblematischsten und erstaunlichsten Befestigungsanlagen der gesamten Extremadura. Ihr Mauerwerk stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde aus Flusssteinen erbaut, was ihr ein originelles Aussehen verleiht.

Wieder in der Herberge angekommen war nochmal kurzes Erholen angesagt, bevor es zum Essen ging. Toni gesellte sich auch zu uns. Dann lernten wir in der Bar noch 2 weitere Pilger kennen, Barbara und einen Franzosen. So verbrachten wir einen netten Abend und kehrten gegen 21:00 Uhr zur Herberge zurück, die sich in der Zwischenzeit ganz gefüllt hatte. Aber 8 Mann, das war kein Problem. Auch wenn leider wieder mal ein Schnarcher dabei war, der alle Bäume absägte. Und ich war es, trotz meiner Bierchen, nicht!


Fazit: Eine wirklich sehr schöne Etappe, mir wurde sie leider durch die Sache mit dem Handy etwas vermiest, aber sonst wirklich sehr schön.

Tipp: Am Ortsausgang von Canaveral gut aufpassen, dass man sich nicht verläuft. In Galisteo einen Rundgang auf der Stadtmauer machen, grandios! Und die Herberge war auch toll!


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