Pilgerbericht



So, nachdem ich jetzt wieder knapp 4 Wochen zu Hause bin, hat sich der Alltag wieder eingestellt und mit etwas Abstand möchte ich nun meine Erfahrungen von der Via de La Plata hier nieder schreiben und euch mitteilen. Die Zeit brauchte ich, um das Erlebte sacken zu lassen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, und das Erlebte auch relativ objektiv zu schildern. Gleich nach der Heimkehr wäre, glaube ich, der falsche Moment gewesen, da die Eindrücke doch recht frisch waren und evtl. der ganze Bericht zu sehr in eine Richtung gegangen wäre. Mit etwas Abstand sieht man manche Sachen anders.
Als ich mich 2017 entschlossen hatte, nach 2015 wieder pilgern zu gehen, waren es ja noch genau 500 Tage, bis zum Start meines Zweiten Caminos. Die Vorbereitungszeit konntet ihr ja hier etwas mit erleben, und im Nach hinein, ging die Zeit auch recht schnell vorbei. Lag aber vielleicht auch daran, dass sich bei mir im geschäftlichen, so wie im familiären Bereich, einge Änderungen ergaben, mit denen ich zu kämpfen hatte. Diese Auszeit auf dem Camino sollte mir gut tun. Und das tat sie auch. 
Natürlich ist es etwas Anderes, wenn man zum ersten Mal pilgert. Da ist alles neu, ungewohnt, euphorisch. Dies war diesmal etwas anders. Es brauchte bei mir recht lange, bis sich ein Camino Feeling einstellte. Und komischerweise hielt das Feeling auf dem Weg auch nicht lange an. Ob es an dem " schon Mal erlebt haben" lag, oder an der Via de La Plata, an dem Pilgerbegegnungen, oder am mir - ich weiss es nicht! 
Gleich vorweg: Es war kein Vergleich zum Camino Frances! Die Via de la Plata war schön, ok, und es war auch toll. Aber die Begeisterung des Frances stellte sich bei mir nie ein. Und dass die Via schöner sein soll, wie der Frances? Ansichtssache! Für mich nicht! Ganz klar! 
Liegt aber natürlich auch mit an der Infrastruktur, die auf dem Frances wesentlich besser ist, als auf der Via. Kann man auf dem Frances evtl. die Etappe um 5-6 km verlängern, verkürzen, ist dies auf der Via nicht möglich, da es manchmal einfach keine Ortschaften zwischen 2 Punkten gibt, die ca. 25 km aus einander liegen. Da kommt halt erst nach ca. 12 km wieder etwas, wo man übernachten kann. Somit fehlt, zum Teil, die Flexibilität, um kurzfristig etwas zu verändern. 
Dann gibt es auf vielen Streckenabschnitten, keine, aber auch wirklich, keine Möglichkeit, sich hin zusetzen und eine Pause zu machen. Klar, sagen jetzt einige: Ja, wenn der nicht mal auf demn Boden sitzen kann. Doch kann ich, und hab ich auch gemacht. Wenn es 30 Grad hat, ist das kein Problem, aber wenn es regnet? Und manchmal gab es nicht mal einen Randstreifen, wo man sich nieder lassen konnte. Keine größeren Steine, von einer Bank ganz zu schweigen. Na ja!
Zum Teil gibt es wirklich sehr schöne Streckenabschnitte, aber es ist auch viel Asphalt dabei. Sehr viel! Schätze mal, mindestens 50%, wenn nicht 60%, läuft man auf Asphalt. 
Auch, wenn man immer wieder hört, die Via ist der schönste Jakonsweg. Ehrlich gesagt, für mich nicht! Ich fand den Frances wesentlich schöner! In Spanien sagte ich mir öfters: Ich werde nicht mehr pilgern. Das war es jetzt für mich. Mit etwas Abstand, sieht das alles wieder anders aus.  Der Norte, der reizt mich schon noch! 
Dies alles soll jetzt aber nicht heissen, dass ich es bereue, nochmal gepilgert zu sein. Ganz sicher nicht. Es gab auch wirklich tolle Momente, ich lernte wieder super nette Menschen kennen, und ich hatte die Ruhe, die ich gerade in dieser Zeit ( meine Familie weiss, was ich meine ) sehr brauchte. Und natürlich konnte ich wieder Kraft tanken, für die vor mir liegenden Aufgaben. Und ich habe wieder meine Gelassenheit gefunden. Wie lange die anhält, wird man sehen.




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