Tag 13

Datum: Freitag, 29.März 2019
Strecke: von Casar de Caceres nach Canaveral
Distanz: 35,5 km Gesamtstrecke: 350,4 km Gelaufen: 310,2 km
Gehzeit: 07:00 bis 17:00Uhr ca. 10 Std,
Wetter: heiß, sehr heiß
Allgemein: sehr schöner Weg, wunderschöne Etappe, zum Schluss steinig, aber tolle Aussichten am Stausee

Ein langer Weg....

Nachdem ich gestern Abend eigentlich gut eingeschlafen bin, war es gegen 00:30 Uhr mit der Ruhe vorbei. Ein kleiner, dicklicher Spanier sägte hier einen ganzen Urwald ab. Das war nicht normal. Tom wurde auch wach. Auf unser leises zurufen keine Reaktion. Das Schnarchen ging weiter. Da ich direkt neben dem Bett des Schnarchers lag, rüttelte ich mal kurz an dem Bett. Kurz Ruhe, dann ging es wieder von vorne los. Wir kamen nicht mehr in den Schlaf. Erst so gegen 04:00 Uhr wurde es etwas ruhiger. Jedoch standen die ersten Mitschläfer dann so gegen 06:00 Uhr auf. Da war die Ruhe wieder vorbei. Gegen 06:30 Uhr quälten wir uns auch aus dem Bett. Wir waren wie gerädert, kaum Schlaf, nicht sehr gute Matratzen. Na, das konnte heut ein Tag werden.

Gegen 07.00 Uhr machen wir uns schlecht gelaunt, ohne Frühstück, auf den Weg. Immer gerade aus verlassen wir den Ort nach ca. 500m, rechter Hand liegt die schöne Santiago Kapelle, die leider verschlossen war. Kurz darauf geht die Sonne auf, und unsere Laune bessert sich auch etwas. Es scheint heut ein heißer Tag zu werden. Bald kommen wir an einem "chozo", einer runden Schäferhütte vorbei, die von der aufgehenden Sonne rot angestrahlt wird. Auf einem breiten Feldweg laufen wir durch eine dürre Weidelandschaft. Da es ein herrlicher Tag ist und wir klare Sicht haben, kann man von diesem hoch gelegenen Weg in der Ferne schon Canaveral, unser Tagesziel sehen. Besser gesagt, erahnen. Und es sieht ganz schön weit entfernt aus. Also los!


Von nun an geht es immer leicht abfallend weiter Richtung Tajo Stausee. Die Landschaft wird wieder grüner und es ist sehr schön hier. Da machen wir doch eine kleine Pause und gönnen uns ein kleines Frühstück. Kaffee gibt es heute leider nicht, aber mir ist sowieso schon warm, da tut es auch ein Wasser. Vorbei an einem einzelnen römischen Meilenstein, kommen wir bald, nach ca.10km, an einer Ansammlung von Meilensteinen linker Hand des Weges vorbei. War das Mal ein Lager? Man weiß es nicht.


Der Weg wird jetzt immer schmaler und bald laufen wir an Feldmauern vorbei. Die Landschaft ist herrlich. Wenn nur nicht die Hochgeschwindigkeitstrasse plötzlich den Weg entzwei schneiden würde. Wir überqueren die Trasse mit Hilfe einer Brücke und kommen bald auf den ursprünglichen Weg zurück. Nach einem kurzen Anstieg geht es bergab und man ist wieder ganz in der schönen Landschaft zurück. Ein schmaler Trampelpfad windet sich jetzt weiter runter in Richtung Stausee. Der Weg wird steinger, felsiger, rechts und links davon Ginster und Lavendel. und immer wieder kann man
schon Teile des Stausees sehen. Herrlich. Hier gefällt es mir. Irgendwann kommt man auf die N-630. Darauf ein Stück weiter und man kommt zu der Brücke, wo der 
Rio Almonte in den See fließt.Von dort hat man einen tollen Blick über den Stausee. Man sieht auch noch den Turm eines versunkenen Turmes, der noch heraus schaut.
Anscheinend wurde auch hier Mal ein Dorf durch den Bau des Stausee verlassen. Gibt es ja öfters. Geht der Blick von der Brücke nach rechts sieht man in einiger Entfernung die neu gebaute Brücke der Hochgeschwindigkeitstrasse. 

Nachdem wir die N-630 Brücke überquert haben, dürfen wir jetzt ca. 2,5km auf dem Seitenstreifen entlang laufen, bevor wir zur nächsten Brücke kommen, wo der Rio Tajo in den Stausee fließt. Nachdem wir auch diese Brücke überquert haben, haben wir die Wahl, entweder direkt nach Canaveral zu laufen. Dazu geht es dann rechts über Stufen wieder in die Natur zurück. Oder man geht nochmal 1 km weiter an der Strasse entlang, um dann zu der Abzweigung zu kommen, wo es dann zu der am See gelegenen Herberge geht.

Da mein Freund Frank ja durch sein vieles Bus fahren immer ein paar Tage vor uns ist und uns mit Informationen versorgt und er von der Herberge so geschwärmt hat, wollen wir auf alle Fälle zu ihr, um dort Mittagspause zu machen und gemütlich was Essen und Trinken. Und evtl. ergibt sich ja doch etwas, dass wir noch dort übernachten können. So ist es recht schnell klar, dass wir zur Herberge weiter gehen.Bald kommen wir an die Abzweigung, von wo es zur Herberge hinunter geht. Wir sind schon ganz schön geschafft. Es ist jetzt 12:30 Uhr. Wir brauchen eine Pause. Das Gehen fällt schon etwas schwerer. Knappe 22 km liegen schon hinter uns. Der Weg zur Herberge zieht sich. Alles den Berg runter, das heißt, da müssen wir nachher wohl auch wieder rauf. Aber 15 Minuten später haben wir es geschafft und kommen an der wirklich toll gelegenen Herberge an. Der Ausblick von dort über den Stausee ist phantastisch, aber leider ist die Herberge geschlossen. Also, kein Essen, kein Bierchen. So werden halt unsere Notreserven aus dem Rucksack geholt, dazu etwas Obst. Es geht schon, aber leider wird das Trinken etwas knapp. 1 Stunde machen wir so Pause und kommen wieder zu Kräften. Kurz bevor wir aufbrechen kommt der Hospitalero, ein junger Kerl. Leider ist wirklich nichts mehr frei, da irgend ein Angel-Event an diesem Wochenende stattfindet und die ganze Herberge von diesem Verein gebucht wurde. Klasse, und an die armen Pilger wird nicht gedacht!

So machen wir uns auf den Weg, nachdem ich wenigstens einen kurzen Blick in das Innere der Herberge geworfen hatte. Soll ja wirklich sehr schön sein. Ok, Lage echt top. Aber es ist halt so ein Beton Bunker. Die Zimmer konnte ich nicht betrachten, aber sollen sauber und mit toller Aussicht auf den See sein. Also, wer die Möglichkeit hat, sollte dort schon übernachten. Auch, wenn die Herberge ja seit Jahren unregelmäßig auf hat. 

Noch liegen knappe 12 km vor uns, als wir wieder an der N-630 oben ankommen. Die Strasse wird überquert und wir biegen auf einen steinigen, in Serpentinen nach oben führenden, Weg ab. Nach gut 1 km ist man oben angekommen, hat nochmal einen schönen rückwärtigen Blick auf den Stausee und geht dann relativ eben durch eine schöne Buschlandschaft.  Nach gut 2 km unterquert und nach weiteren 4 km überquert man dann die Bahntrasse, immer auf steinigem Weg, mit schönen Zistrosensträuchern am Rand. 

Der Originalweg der Via de la Plata läuft an Canaveral vorbei, aber die meisten Pilger nehmen den Weg nach Canaveral, um dort zu übernachten, oder um sich dort zu stärken. Leider haben wir den richtigen Abzweig verpasst. Denn plötzlich sieht es so aus, als ob wir Canaveral links liegen lassen. Aber zurück wollen wir Beide nicht mehr. So beschließen wir, hier irgendwie quer Feld ein zu laufen. Immer auf das links vor uns liegende Dorf zu. Jedoch erweist sich dieses Unterfangen als nicht so sinnvoll. Entweder geht es steil runter oder entfernen wir uns immer mehr. Es gibt nur die Möglichkeit schräg runter. Also, gesagt, getan. Nur leider kommt uns da so ein blöder Zaun in den Weg. Was tun? Also, jetzt zurück? Ganz sicher nicht. Wir sind jetzt schon platt. Also, Rucksack runter, auf dem Boden kriechend unter dem Zaun durch, den Tom etwas nach oben zog. Dann gab er mir alle unsere Utensilien rüber, und dann kroch er durch. Mann, heute war nicht unser Tag. 

Kurz darauf kamen wir auf einen steil abfallenden Weg. Diesem folgten wir dann und bald kamen wir unten im Tal auf eine Strasse. Dieser dann wieder bergauf folgend erreichten wir ziemlich geschafft Canaveral.

 Von hier waren es nur noch ein paar hundert Meter, bis wir unsere Herberge erreicht hatten.Völlig geschafft gönnten wir uns erstmal ein "Cola", kein Bierchen, im Untergeschoss der sehr schönen Herberge, im Hof. Als wir uns etwas erholt hatten, gingen wir in unser 8 Bett-Zimmer, in dem aber außer uns nur noch ein weiterer Pilger war. Und nach einen heißen  Dusche sah die Welt schon wieder anders aus.
Zumindest für mich. Tom hatte durch die lange Tour doch starke Schmerzen in den Füßen. So ging ich alleine einkaufen, schaute gleich nach einer Bar, für das Abendessen. Zu diesem konnte sich mein Kamerad dann doch aufraffen, aber gegen 21:00 Uhr war heut Zapfenstreich. Wir waren Beide total platt. Und wir mußten ja auch Schlaf nachholen, nachdem wir in der vorigen Nacht ja fast kein Auge zu gemacht hatten.

 Fazit: super lange Tour, anstrengend, aber wunderschön. Bis  jetzt ganz klar die "schönste" Etappe

Tipp: wenn möglich, am Tajo Stausee übernachten. Das muß toll sein, da Abends auf den See zu schauen. Wenn man weitergeht nach Canaveral den Abzweig nicht übersehen und dort in der wirklich schönen, sauberen privaten Herberge direkt an der Strasse übernachten.


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