Tag 16

Datum: Montag, 01.April 2019
Strecke: von Oliva de Plasencia nach Aldeanueva del Camino
Distanz: 27 km Gesamtstrecke: 437,1 km Gelaufen: 385,9 km
Gehzeit: 08:30 bis 16:30 Uhr ca. 8 Std,
Wetter:  bewölkt, dann sonnig, dann ganz zum Schluß die ersten Regentropfen auf der Via de la Plata
Allgemein: flache Etappe, schöner Wiesenweg, Höhepunkt natürlich CAPARRA, zum Schluß Strasse

Caparra...

Heute war ausschlafen angesagt! Erst um 7:50 Uhr standen wir auf. Aber es war eigentlich erst 6:50 Uhr. Denn heute Nacht wurde die Zeit auf Sommerzeit umgestellt. Toni war schon eher los, aber er war so leise, dass wir fast nichts mitbekommen hatten. Nachdem wir alles in unseren Rucksäcken verstaut hatten, starteten wir auch so gegen 8:30 Uhr und verliesen die wirklich sehr schöne Unterkunft in Oliva de Plasencia.

Bei bewölktem Himmel ging es zuerst einmal zurück zu dem großen Spielplatz von gestern. Dort verliesen wir den Ort und pilgerten auf einer Piste unseres Weges. Bald kamen wir zu eingezäunten Weiden. Eigentlich ja nichts Besonderes, nur dass hier die Weiden mit Stahlkonstruktionen eingezäunt waren. Nicht mit rostigem Drahtgeflecht, nein, mit starken Eisenpfosten und mit Eisenstangen. Und das bestimmt einen KILOMETER lang! Auch die Abgrenzungen zwischen den einzelnen Weiden waren aus den selben Konstruktionen. Die Weiden gehören zu der "Finca los Baldios". Ein rießiges Anwesen, auf dem Stiere gezüchtet werden. Kein Wunder dann, diese massiven Zäune. In der Ferne konnten wir einige Stiere sehen, aber nicht auf den Weiden entlang des Weges. Vielleicht auch besser so! Dann standen wir vor der Einfahrt zu dem Gutshof. Vier meterhohe steinerne Türme mit Stierbüsten zierten den Eingangsbereich. Beeindruckend! Und nochmals ging es dann gut einen Kilometer weit entlang der Zäune bis wir dann dieses rießige Anwesen hinter uns liesen. 

Von hier aus liefen wir noch gut 45 Minuten weiter auf einer Piste, bis wir dann wieder, nach einer kleinen Häusergruppe, auf den Original Weg der Via de la Plata stießen. Wir durchquerten ein Tor und dann befindet man sich auf einen Originalstück der Via de la Plata. So eine alte Römerstrasse, alte Bäume entlang des Weges, die ein Blätterdach über uns stülpen. Als wir wieder heraustreten scheint die Sonne. Und dann steht man plötzlich vor diesem Jahrtausende alten Bogen: CAPARRA! 


Caparra war eine antike römische Stadt. Unter Kaiser Nero wurde hier 58 n. Chr. ein erster Meilenstein gesetzt und die Ernennung zur Stadt geht auf das Jahr 74 zurück. Bei Ausgrabungen wurden Reste einer Thermenanlage und eines Amphitheaters freigelegt. Aber alles überragt das ca. 10 m hohe Tetrapylon, ein quadratisches, vierseitiges Tormonument! 


Und genau hier stehe ich jetzt! Wahnsinn! Leider sind die Ausgrabungsstätten heute nicht zu besichtigen. Aber man sieht auch so einige Reste der alten Stadt. Hier machen wir eine längere Pause und nehmen erstmal unser Frühstück zu uns. Um 10 Uhr, da wird es auch Zeit. Immer wieder laufe ich am Zaun entlang und versuche etwas Neues zu entdecken. Irgendwie bin ich gefesselt von den alten Mauern hier um mich herum. Da Tom etwas Probleme mit seinen Füßen hat, fällt unsere Pause mit einer dreiviertel Stunde länger aus, wie sonst. Aber mir soll es recht sein. Ich will hier gar nicht weg. Aber noch liegen gut 20 km vor uns. Und so breche ich schweren Herzens und Tom kranken Fußes, dann doch auf. Ein letzer Blick zurück. Und auch für uns ist Caparra jetzt schon wieder Geschichte!

 


Nachdem wir eine Strasse überquert haben, pilgern wir wieder durch eine tolle Landschaft. Etwas erhöht laufen wir, auch hier wieder, auf dem Originalweg der Via de la Plata. Rechts und links des Weges viele der Iberico Schweine. Nach ein paar Kilometern öffnet sich der Weg wieder und auf einem Feldweg geht es durch herrliche Wiesen und Weiden. Aber der Weg zieht sich. Nach ca. 7km läuft man dann parallel zur Strasse. Dann plötzlich versperrt uns ein Gestrüpp und eine rießige Wasserlache den Weg, so dass wir auf die Strasse ausweichen müssen. Zum Glück können wir die aber bald wieder verlassen. Entlang der N-630 laufen wir auf einem Trampelpfad weiter. Aber nachdem wir die N-630 einmal überquert und dann unterquert haben, müssen wir doch auf einer Landstrasse weiter gehen. Und jetzt zieht sich der Weg erst recht. Tom hat immer mehr Probleme mit seinen Füßen und wir Beide haben eigentlich keine Lust mehr. Dann endlich kurz vor einem Kreisverkehr eine Bar. Leider jedoch verschlossen. Nach dem Kreisverkehr war trotzdem erstmal Pause angesagt. Wir waren Beide platt und brauchten etwas Erholung. Nach einer halben Stunde ging es so einigermaßen wieder. Zumindest bei mir. Tom quälte sich schon sehr. Aber es half nichts. Noch lagen 7 km vor uns. Und das leider so gut wie alles auf der Strasse. Erst kurz vor Aldeanueva durften wir ein paar hundert Meter wieder auf einem Feldweg laufen, um dann aber bald darauf auf die Dorfstrasse abzubiegen. Wir hatten es doch noch geschafft. Jedoch mußten wir auch hier noch gut 1 km der Strasse folgen, bis wir das Ortszentrum erreicht hatten. Auf halben Strecke kamen wir an einem Kachelbild der Via de la Plata vorbei und da grüßte uns ein altes Weibchen fröhlich mit einem Bon Camino! Ich grüßte zurück, aber Tom war so stinkig, dass er " Du mich auch, Bon Camino" zurück rief. Oh mann, der war heut wirklich platt. Nur mühsam legte er die letzten Schritte zurück. Und jetzt fing es doch tatsächlich auch noch an zu regnen. Aber nur ein bißchen. Als wir in der Ortsmitte waren und einen Geldautomaten sahen, stockte Tom sein Bargeld auf und ich erkundigte mich nach einer Bar. Und bald darauf saßen wir völlig erschöpft und am Ende bei einer " Clara" oder auch zweien und erholten uns langsam wieder. Von hier gingen wir dann wieder ins Ortszentrum zurück, über eine kleine Brücke und kamen bald bei der Privaten Herberge "Rosa" an. Dort bekamen wir von der Chefin, die 7 Jahre in Deutschland gelebt hat, ein Bett zugewiesen und konnten endlich alle Viere von uns strecken. Nachdem wir geduscht hatten ging es uns schon etwas besser, aber Tom hatte doch Blasen an den Füssen, die ihm sehr zu schaffen machten. Gott sei Dank, war ich momentan damit durch. Hatte ich ja zum Beginn meiner Pilgertour extreme Schwierigkeiten mit Blasen, waren jetzt nur noch Überreste der alten Haut vorhanden, die sich langsam ablöste. Und auch sonst gab es keine körperlichen Probleme. Da war ich froh, aber natürlich konnte ich mit Tom mitfühlen. Er überlegte, ob er morgen lieber mit dem Bus fahren sollte. Wäre zwar schade, aber bevor er ganz abbrechen muß, wäre ein Tag Pause die bessere Alternative.

Deshalb machte ich mich auch, nachdem auch die Wäsche gemacht war, alleine auf den Weg in den Ort, um ein zu kaufen. Etwas Wurst, Käse, Brot, zu trinken, natürlich Oliven und etwas Süßes braucht man ja immer. Zum Glück fand ich einen Tienda, einen kleinen Laden. Und in dem gab es einfach alles! Und es gab sogar Unterhosen! Nachdem mir ja schon zwei auf dem bisherigen Weg abhanden gekommen waren, war es doch von Nöten, die Stückzahl mal wieder zu erhöhen. Die nette Verkäuferin beriet mich noch wegen der Größe, was ja auch sehr nett war, aber irgendwie machte sie mich schlanker, als ich war. Als ich die Höschen das erste mal Tage darauf anzog, spannten sie doch schon etwas, aber was solls? 

So kehrte ich dann zur Herberge zurück. Tom hatte in der Zwischenzeit mit seiner besseren Hälfte telefoniert, die ihm noch ein paar Tipps gab, zwecks zwei Paar Socken und so. Und gegen 20 Uhr humpelte er mit mir zur Bar, aber sein Gang machte mir schon Sorgen. Wir hatten ein ganz gutes Pilgermenue, aber in der Bar war es sehr laut. Genau an unserem Nachbartisch saßen zwei spanische Paare, und die Weiber (Entschuldigung) schnatterten um die Wette. Wir verstanden fast unsere eigenes Wort nicht mehr. So machten wir uns schon um 21 Uhr wieder auf den Heimweg, um dann gegen 21:30 Uhr in unsere Betten zu versinken. Obwohl es doch ein recht großes Zimmer war (glaube 12 Mann), war außer uns nur noch ein Pilger anwesend. Und so konnten wir gut schlafen.

Fazit: recht anstrengende Etappe, obwohl der Streckenverlauf fast eben war, bis auf den Schluss. Aber durch viel auf der Strasse, sehr ermüdend. Ganz klares Highlight der Etappe: CAPARRA! Für mich ein Höhepunkt der Via de la Plata!

Tipp: Heute würd ich meine Etappen so legen, dass ich an einem Tag in Caparra wäre, wo die Ausgrabungsstätten zu besichtigen sind. Aber, es war auch so toll!

Und mit der privaten Herberge " Rosa" kann man nichts falsch machen. Sauber, ruhig. Passte!


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