Tag 35

Datum: Sonntag, 21.April 2019 (Ostersonntag)
Strecke: von Laza nach Vilar de Barrio
Distanz: 19,5 km Gesamtstrecke: 877,9 km Gelaufen: 827,4  km
Gehzeit: 07:45 bis 14:00 Uhr ca. 6,15 Std.
Wetter:  sonnig, gleich warm, den ganzen Tag                                                                                                                                         Allgemein: starker Anstieg, aber wunderschöne Etappe

                                                                         

Feliz Pascua in der Muschelbar

Ab 5:30 Uhr wird es laut in der Herberge. Trotz geschlossener Türe zu unserem Zimmer hören wir lautstark die anderen Pilger sich unterhalten und fertig machen. Ganz schön nervig! 

Um 6:30 Uhr ist der erste Schwung weg und wir stehen auf. Wir treffen auf dem Flur noch einmal unsere Jane, die leider den Camino abbrechen muß. Es folgt eine emotionale Verabschiedung und um 7:10 Uhr verlassen wir noch im Dunkeln die Herberge. Leider hat die erste Bar noch zu, aber in der zweiten Bar haben wir mehr Glück. Zwar gibt es dort nur einen Kaffee, aber so gestärkt, machen wir uns gegen 7:45 Uhr auf den Weg.

 

 

Schnell haben wir Laza verlassen und folgen der Landstrasse. Leider müssen wir auf der jetzt gut 1 Stunde lang laufen, bevor wir endlich ca 2km vor Tamicelas auf eine Schotterpiste wechseln. Immer noch recht flach geht es weiter, bis nach Tamicelas. Auch dort finden wir leider keine offene Bar. Klar, es ist Ostersonntag. So pilgern wir weiter, anfangs gemächlich, aber dann doch immer steiler ansteigend der Berg hinauf. Die Sonne scheint und es wird warm, nein, eher heiß. Und da gut 500 Höhenmeter zu bewältigen sind, kommen wir ganz schön ins schwitzen. Aber eine traumhafte Aussicht und eine tolle Vegetation entschädigen uns für die Mühen. selbst meine zwei Kameraden schälen sich aus ihren Jacken. Dann muß es warm sein!😀

Nach knapp 1,5 Stunden sind wir dann oben, wechseln vom Feldweg wieder auf die Strasse, auf der wir nach einer weiteren knappen halben Stunde Alberguaria erreichen. Hier biegen wir von der Strasse links ab und erreichen nach gut 100m die Pilgerbar Rincon de Peregrino vom Pilgerfreund Luis. Geplant war eigentlich hier auch zu übernachten, aber wir hatten im Vorfeld schon erfahren,dass die Herberge zur Zeit geschlossen sei, weil anscheinend eine behindertengerechte Toilette nicht vorhanden sei. Auch hier gibt es also Bürokratie! So hatte die Herberge geschlossen, aber wir konnten wenigstens die tolle

Muschelbar begutachten. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ein großer und mehrere kleine Räume, übersät mit Pilgermuscheln. Es hatte vor Jahren angefangen, dass Luis jedem Pilger eine Muschel gab, oder verkaufte. Die Pilger schrieben ihre Namen drauf und was sie sonst noch wollten und die Muschel wurde auf gehängt. Und über die Jahre wurden es halt immer mehr. Und jetzt findet man eigenlich kein freies Stück Wand mehr. Auch wir verewigten uns natürlich und hängten drei neue Muscheln an die Wand.

Zum Glück gab es aber nicht nur Muscheln, sondern auch endlich etwas zu trinken. Zuerst einen Cafe con Leche, dann eine Clara con Lemon und zur Kröung gab es auch noch Eier. Na klar, es war doch Ostern heut!

Wir liesen es uns gut gehen, saßen gemütlich vor der Bar, gute Musik kam aus den Lautsprechern, strahlender Sonnenschein, was will man mehr. Und als auch noch eine Gruppe mit jungen Chicas auftauchte, war alles perfekt. Dann hielt plötzlich ein Taxi an, und wer saß darin: Unsere zwei älteren schnatternden Chicas! Kein Wunder holten die uns immer wieder ein. Wir lachten und lästerten herzhaft. Ach es war herrlich hier. Und wirklich sehr schade, dass wir hier nicht übernachten konnten. Das wäre bestimmt noch ein toller Tag geworden.

Jedoch lagen noch gut 10 km vor uns und so brachen wir dann doch nach einer knappen Stunde wieder auf. Auf schönen Wegen ging es weiter, zuerst noch leicht ansteigend. Ein schönes Holzkreuz am Wegesrand lud uns noch einmal zum Innehalten ein. Aber dann ging es ab hier doch recht steil Berg ab, um dann kurz vor Viar de Barrio wieder leicht an zu steigen. Im Ort dann noch durch ein paar Strassen, an der Hauptkreuzung links weg und nach 100 m hatten wir die öffentliche Pilgerherberge erreicht. 

Da niemand an der Rezeption war, gingen wir als erstes zur gegenüber liegenden Bar und gönnten uns ein Bierchen und ein Bocadillo. Dann konnten wir endlich einchecken. Eine helle, saubere Herberge erwartete uns. Noch waren wir fast alleine, also gleich duschen, Wäsche waschen. Na ja, mit der Waschmaschine gab es etwas Probleme, aber wir bekamen alles in den Griff. 

Plötzlich meldete sich mein Handy und mein Sohn meldete sich mit einem Video Chat. So konnte ich meiner Frau und meinen Kindern auch schöne Ostern wünschen. Und es war schön sie mal wieder zu sehen.  


Nach einer Weile füllte sich die Herberge doch immer mehr, aber unser Zimmer wurde nicht ganz voll. Uns zog es dann wieder zur Bar. Wir hatten Durst. Jedoch war hier jetzt am Ostersonntag Mittag alles voll. Da zogen wir weiter, fanden eine nette Alternative, wo wir auch gleich erfuhren, dass wir hier morgen frühstücken konnten. Wir kamen mit einem Ami ins Gespräch. Er saß alleine da, und da ja Ostern war luden wir ihn zu uns an den Tisch ein. Don, so hieß der Ami, freute sich und schloss sich uns dann an, als wir ein Restaurant fürs Abendessen suchten. Dort kam noch eine Pilgerin zu uns, Gabrielle, eine Deutsche. wir tauschten uns aus, und sie erzählte, dass hier irgendwo 3 Musketiere auf dem Camino unterwegs sein sollen. Ich lachte laut los. Vor Tagen hatte ich in ein Gästebuch einer Bar geschrieben: Die 3 Musketiere Tom, Anton und Wolle auf dem Weg nach Santiago! Auch die Anderen mußten herzhaft lachen. So wurde es ein netter Abend mit einem guten Essen, obwohl mir aus irgend einem Grund Gabrielle dann auf die Nerven ging. Sie hatte etwas andere Ansichten, wie ich. Und das passte mir heute nicht. So war ich dann doch froh, als wir zu unserer Herberge zurück kehrten, die sich jetzt noch mehr gefüllt hatte. Aber trotzdem konnte ich ruhig schlafen.

Fazit: wieder landschaftlich eine sehr schöne Etappe

Tipp: natürlich die Muschelbar bei Luis in Alberguaria. wenn möglich dort übernachten, ist bestimmt super. Die öffentliche Herberge in Viar de Barrio ist jedoch auch zu empfehlen.


 


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