Tag 26

Datum: Freitag, 12.April 2019
Strecke: von Granja de Moreruela nach Tabara
Distanz: 25,4 km Gesamtstrecke: 677,3 km Gelaufen: 626,1km
Gehzeit: 08:00 bis 15:30 Uhr ca. 7,5 Std,
Wetter:  sonnig, warm
Allgemein: sehr schöne Etappe, so gut wie nur Feldwege, kein Asphalt, besonderes Teilstück über den Fluss Elsa, an der Brücke Puente Quintos, danach herrlich!

Auf den Mozarabischen Weg....

(ein trauriger Tag, schönster Wegabschnitt und eine furchtbare Nacht)


Obwohl unser 12er Zimmer restlos belegt war, hatten wir eine gute Nacht und standen relativ fit gegen 7:00 Uhr auf. Ach ja, ich nehme an, dass ihr es bemerkt habt. Ich schreibe schon seit einigen Tagen nichts mehr von Fußpflege. Ich hatte keine neuen Blasen bekommen und es fühlte sich toll an!

Um 7:30 Uhr saßen wir beim Frühstück in der Bar und um 8:00 Uhr starteten wir in die heutige Etappe. In Granja de Moreruela muss man sich entscheiden: Läuft man die Original Via weiter nach Astorga und von da auf dem Camino Frances nach Santiago, oder man zweigt auf den Mozarabischen Weg ab. Da meine Kameraden, so wie ich auch, den Camino Frances schon gepilgert sind, war es für uns keine Frage, dass wir gemeinsam auf dem Mozarabischen Weg weiter nach Santiago pilgern wollten. Schön, dass wir alle dieser Meinung waren, wir hatten uns schon so an einander gewöhnt und es wäre schade gewesen, wenn wir uns hier getrennt hätten. Aber so durften wir noch einige schöne Tage zusammen genießen.

Schnell verliesen wir Granja de Moreruela und durften auf schönen Feldwegen dahin ziehen.

Es war noch relativ frisch heute, aber die Sonne schien und es sollte ein schöner Tag werden. Bald hatten wir mal wieder eine lange Gerade vor uns liegen, aber heute war es rechts und links des Weges sehr abwechslungsreich. Schöne Eichen und Büsche standen am Wegesrand und betteten den lehmfarbenen Weg ein. So ging es im leichten Auf und Ab weiter, bis wir nach 1 1/2 Stunden vor uns den Fluss Elsa und die tolle Brücke  sahen. In einem wild zerklüfteten Tal lag der Fluss vor uns. Es sah toll aus hier. Am andern Ufer konnten wir in der Ferne, auf Felsen sitzend, Reimer und Gesa erkennen. Bald hatten auch wir die Brücke erreicht. Und danach geht es dann links ins freie Gelände. Bei Regen wird einem der Weg an der Strasse empfohlen, aber heute war es
trocken und so konnten wir uns an dieses Teilstück guten Gewissens wagen. Auf einem immer schmaler werdenden Trampelpfad und über Felsen kletterten wir ein Stück nach oben, um dann an dem Vesperplatz von Reimer und Gesa an zukommen, die gerade aufbrachen. So meinte Tom, jetzt ist Schichtwechsel und wir machten es uns hier auch gemütlich. Ein toller Blick auf den Fluss, die Brücke und auf das ganze Tal war der Lohn dieser Kraxelei. 

Wir liesen uns hier ein kleines Vesper und ich mir das erste Bier des Tages schmecken. Ach, es war herrlich. Doch was war das? Plötzlich hörten wir ein Geschnatter und Gezeter. Das durfte jetzt doch nicht wahr sein. Auf der anderen Seite der Brücke waren unsere zwei Chicas im Anmarsch. Nee, gesehen hatte sie noch keiner, aber gehört. Und dann erblickten wir sie doch tatsächlich. Also, nichts wie die Sachen zusammen gepackt und los. Die konnten wir hier nicht gebrauchen.

Es ging jetzt über Felsen und dann auf einem schmalen Pfad etwas Bergab, um dann wieder auf einem schönen Weg Bergauf weiter vorwärts zu kommen. Immer entlang des Flusses. Ein ganz tolles Wegstück. Ich fühlte mich wie beim Wandern in Südtirol. Herrlich. 


Nachdem wir so ca. 1km zurück gelegt hatten, mußten wir noch ein steiles Stück überwinden

und erreichten dann eine Ebene, auf der Reste von Häusern oder so was ähnlichem vor uns lagen(El Castillon). Hier nochmal eine kleine Pause, ein letzter Blick zurück auf den Fluss und das herrliche Tal und dann ging es jetzt gemütlich und ganz eben weiter. So gute 3 km läuft man durch waldiges Gelände, ehe man dann wieder freies Land betritt. Hier machten wir nochmals eine kleine Rast, bei der ich so eine Art Fleischsalat zu mir nahm( dazu später mehr). 

 


Jetzt folgte wieder eine endlos lange Gerade, jetzt in der prallen Sonne. Aber sehr schön. Ich setzte mich etwas von meinen Kameraden ab. Ich brauchte etwas Abstand, etwas Ruhe. Heute war der erste Todestag meiner Mutter. Vor einem Jahr verstarb sie in ihrem 93sten Lebensjahr, aber trotzdem eigentlich sehr plötzlich. Und jetzt gingen meine Gedanken zurück, an diese schweren Tage vor einem Jahr......

 

 


Nach gut 5km liefen wir wieder zusammen und kamen dann in Faramontanos de Tabara gegen 13:30 Uhr an, wo wir in einer Bar uns ein Toastada und eine Clara gönnten. Viele
Erdkeller gab es hier und einen schönen Platz vor der leider verschlossenen Kirche. So machten wir uns gestärkt auf das letzte Stück der heutigen Etappe und kamen 15:30 Uhr in Tabara an. Kurz ein Bierchen auf der Plaza und dann ab ins Hotel El Roble. 

 

 

Hier bekamen wir ein 3 Bett Zimmer mit Abendessen für 24 € pro Person. Da konnte man nicht meckern. Schnell geduscht, etwas gewaschen und zurück zur Plaza. Da übermorgen Palmsonntag ist, wollten wir lieber ein bißchen mehr Proviant einkaufen. Man weiß ja nie, ob man da unterwegs eine offene Bar oder so etwas findet. Gesagt, getan. Dann nochmals ein Bier verhaftet und zurück aufs Zimmer. Erholen Tagebuch schreiben, so das Übliche eben. 

Gegen 20 Uhr gingen wir ins ein Stock tiefer liegende Restaurant des Hotels. Ich weiß nicht, irgendwie war mir da schon komisch. Auch der Rotwein schmeckte mir plötzlich nicht mehr. Sehr schlechtes Zeichen!  Die wirklich gute Suppe brachte auch keine Besserung und ich zog mich lieber aufs Zimmer zurück. Eine sehr gute Entscheidung. Ich hatte plötzlich extremen Durchfall, Schüttelfrost, Schwindel. Oh, mann! Ich legte mich ins Bett, um kurz darauf wieder die Toilette auf zu suchen. Ei, ei, ei! Ich haute mir Antibiotika rein, wieder ins Bett. Meine Kameraden kamen vom Essen zurück, erkundigten sich nach mir. Die Nachtruhe hab ich denen schön versaut. Immer wieder mußte ich raus. Gegen 4 Uhr das letzte Mal. Ich glaub ich war ne halbe Stunde auf dem Thron. Aber dann war glaub alles draußen. Und ich konnte wenigstens bis 6:30 Uhr schlafen. Um dann wieder Durchfall zu haben. Furchtbar! Vielleicht lag es an dem Fleischsalat, vielleicht hatte der einen Stich. Ich weiss es nicht. Aber ich war am Ende!

Fazit: landschaftlich eine ganz tolle Etappe, vielleicht die schönste der ganzen Via! Schöner, emotionaler und zum Schluss furchtbaren Tag.

Tipp: wenn möglich das Stück durchs Gelände nach der Brücke machen, ist echt super dort. Aber nicht bei Regen! Sehr gefährlich! Dann natürlich mal wieder die Unterkunft in Tabara, das Hotel El Roble. Sehr schöne Zimmer!



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