Tag 41

Datum: Samstag, 27.April 2019
Strecke: von Bandeira nach Susana (Reina Lupa)
Distanz: 26,5 km Gesamtstrecke: 1019,5 km Gelaufen: 979 km
Gehzeit: 07:45 bis 14:30 Uhr ca. 6,75 Std.
Wetter: bewölkt, angenehme Temperaturen, später sonnig, warm                                                                                                                Allgemein: leicht Berg auf und Berg ab, heute Relax Pilgern

Erster Blick auf die Kathedrale von Santiago.......

Ach, unser Anton! Kurz nach 6 Uhr packte er schon seine Sachen, mit Stirnlampe auf! Wir hatten doch Zeit heute. Bis Santiago waren es noch ca. 36 km. Eine gute Tagesetappe. Aber das war uns zuviel. Wir wollten unterwegs noch mal übernachten, damit wir morgen schön gemütlich vormittags in Santiago ankommen konnten. Und für morgen war auch schönes Wetter angesagt. Warum also diese Eile?

So gegen 6:40 Uhr stand ich auch auf. Punkt 7 Uhr ging automatisch das Licht in der Herberge an. Und um 7:20 Uhr machten wir uns auf den Weg in die Bar zum frühstücken. Um viertel vor Acht starteten wir dann zu unserer vorletzten Etappe. Wahnsinn! Morgen kamen wir wirklich in Santiago an. Die Vorfreude war groß!

Nach ca. 500m konnten wir schon Bandeira und auch die Landstrasse verlassen und bogen auf einen schönen Feldweg ab, der jetzt kurz steil abfiel, aber dann doch mit mehr oder weniger auf und ab sich schön in die Landschaft einbettete. Der Himmel war bewölkt, aber die Temperaturen angenehm. Endlich mal wieder nur im Hemd laufen und nicht mit dem Poncho. Ein herrliches Gefühl. 


Eukalytusbäume und Steineichen säumten den Weg. So richtig galizisch halt. Nette Gespräche über die zurück liegenden Tage, was wir zusammen erlebt hatten. Ach, es war herrlich heut. Aber es kam auch doch auch schon etwas Wehmut auf. Morgen war alles vorbei, was kommt dann? Werden wir Drei uns je wieder sehen? Tom und Anton war zu wirklich sehr guten Freunden geworden. Die zusammen erlebten Mühen und Plagen hatten uns zusammen geschweißt. Und natürlich die schönen Dinge, die wir zusammen erleben durften. Wir waren halt " die 3 Musketiere" 😉

Nach gut 8 km begann der Abstieg nach Ponte Ulla. Der hatte es nochmal richig in sich. Von 360hm auf 60hm. Das war schon heftig. Anton bekam hier wieder Probleme mit seinen Knien. Aber auch Tom und ich merkten die Belastung. So waren wir froh, als wir gegen 11:15 Uhr in Ponte Ulla ankamen und dort in der Bar "Restaurante Rios" Pause machen konnten. Ein leckeres zweites Frühstück und ein gutes Bierchen stärkten uns für den restlichen Weg. 

Bald verliesen wir die Ortschaft, um dann auf Pisten und Waldwegen weiter zu pilgern. Heute hatten wir kaum Asphalt, nur ganz kurze Abschnitte auf der N-525. Ohne größere Höhepunkte kamen wir gut voran. In einem Waldstück holte ich noch die restlichen Claras aus dem Rucksack und hier stiesen wir noch einmal auf unsere Freundschaft an. Wir liesen wenige Ortschaften links liegen und kamen dann nahe der Ortschaft Lestedo nach Cachosenande mit einem schönen Steinkreuz.

 

 

Plötzlich stoppte Tom. Er starrte angestrengt in eine Richtung. Dann rief er: Schaut! Schaut, da vorne! Und tatsächlich! Im weiter Ferne, im diesigen Licht... Da sah man doch tatsächlich die Türme der Kathedrale von Santiago de Compostela! Wahnsinn! Ein Schauer lief mir den Rücken runter. Ja, ich werde es ein zweites Mal schaffen an zu kommen!

Erster Blick auf die Kathedrale


Die restlichen 4 km legten wir locker zurück. Jetzt ging es auch immer wieder leicht abwärts. So knapp 2km vor Susana kamen wir wieder auf die N-525. Und 200m weiter kam dann schon die Herberge Reina Lupa. Die hatte ich schon zu Hause im Internet gesehen und dachte, dass wäre der richtige Punkt für die letzte Übernachtung vor Santiago. Und wir hatten Glück und bekamen in der fast neuen Herberge noch 3 Betten. Gut, was heisst, noch. Wir waren die einzigen Pilger bis jetzt. Und es sollten nur noch ein Vater, Tochter Gespann kommen. Klar, die meisten Pilger laufen hier vorbei und reißen die letzten 10km auch noch runter. Aber wir nicht! Wir wollten es morgen gemütlich haben.

Und heute hatten wir es auch gemütlich. Neben der Herberge war die dazu gehörige Bar Rosende. Dort bekamen wir auch unser erstes Bierchen. Und als Übernachtungsgäste eine Halskette mit einer gelben Hand. Sehr nett, diese kleine Aufmerksamkeit.  


Die Sonne war auch noch heraus gekommen und so wuschen wir unsere ganzen Klamotten, hängten sie auf die Wäscheleine und in kürzester Zeit war alles trocken. So hatten wir morgen für unseren großen Tag frische Kleidung. Die Herberge ist sehr modern eingerichtet, neue, saubere Sanitär Einrichtungen, einen Aufenthaltsbereich, in dem ich jetzt noch mein Tagebuch schrieb. Erholt gingen wir gegen 18 Uhr in die Bar, ich schaute mir meinen VfB an, der auch noch 1:0 gewann und da es noch kein Abendessen gab, leerten wir schon Mal die erste Flasche Vino Tinto. Zum leckeren Essen gab es dann die zweite Flasche. Danach zog es uns in die Herberge zurück, aber nicht ohne noch die dritte Flasche Vino. Gut, meine Kameraden schwächelten etwas, so mußte ich mich notgedrungenermaßen opfern und trank den Rest voll alleine. Zum Glück war kein Pilger mehr in unser Zimmer gekommen, so störte das auch niemand. 

Jeder von uns belegte  gut 2 oder 3 Betten, da wir alles ausgepackt hatten und die frischen Klamotten lagen ja auch noch rum. Aber wir hatten ja Platz und so wurde alles erst am nächsten Morgen wieder ein gepackt. Zum Glück hatte ich genug Alkohol, denn so gut und schön die Herberge auch war, ich hatte ein quitschendes Bett erwischt. Furchtbar. Aber der Wein sorgte dafür, dass ich auch bald einschlafen konnte.

Fazit: entspannte Etappe, nur das steile Stück abwärts vor Ponte Ulla war anstrengend. Der erste Blick auf die Kathedrale war überraschend, da wir nicht damit gerechnet hatten, aber sooo toll!

Tipp: ganz klar. Die Herberge Reina Lupa! Sehr sauber, geräumig, super Lage ca. 10km vor Santiago


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