Tag 1

Datum: Sonntag,17.März 2019 
Strecke: von Sevilla nach Guillena
Distanz: 28km  (eigentlich 22km, aber...)
Gehzeit: 09:00 bis 16:00 Uhr ca. 7 Std.
Wetter: morgens nebelig, dann sonnig und sehr heiß!
Allgemein: zum Start einfache Etappe, (normalerweise, siehe Text) flach, schöner Zwischenstopp in Santiponce


Ein Start, der es in sich haben sollte.....

Geschlafen hatte ich eigentlich gut, jedoch wachte ich doch des Öfteren auf. Vermutlich die Nervosität! Um 6:00 Uhr schaute ich mir das Formel 1 Rennen von Australien an. Während des Rennens richtete ich mich, packte den Rucksack voll und frühstückte eine Kleinigkeit. Dann checkte ich aus und stand so gegen 9:00Uhr an der Kathetrale. ES KONNTE LOSGEHEN!

Alleine startete ich in das Abenteuer " Via de la Plata". Frank zog es vor, mit dem Bus zu fahren. Ok, jedem das Seine, aber so wollte ich nicht starten. Mein Pilgerweg, und dann gleich mit dem Bus fahren? Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, den ganzen Weg zu Fuß zurück zu legen. Auch, wenn es an der Strasse entlang ging. Das gehört eben auch dazu. Und von Leoni wußte ich, dass sie lieber alleine laufen wollte. Also machte ich mich froh gelaunt bei angenehmen Temperaturen auf den Weg. 

Nochmal an der Kathetrale vorbei durch die schönen Strassen von Sevilla, etwas Vesper gekauft und schon die Frage: Wo geht´s lang? Ganz einfach ist es nicht, aus der Stadt zu finden, aber nachdem ich 4 ältere deutsche Pilger getroffen hatte, fanden wir gemeinsam den Weg über die Brücke am Ausgang der Stadt. Man erzählt von früheren Pilgerwegen, von sich, usw, und plötzlich sind keine gelben Pfeile mehr da. Plötzlich zog Nebel auf, vermutlich von Fluss. Ist man noch richtig? Wo geht´s lang? Alles kein Problem. Heute, im Zeitalter von Handys mit Karten und so... Na ganz so richtig scheint es nicht mehr zu sein, aber da vorne gibts doch eine Brücke, da kommt man wieder auf den richtigen Weg. Die Vier glauben mir nicht und drehen rum. So gehe ich alleine an dem Expo Gelände entlang, immer weiter. Ja, es zieht sich, bis die Brücke endlich kommt. Oh, mann! Das ist ja nur eine Autobahnbrücke! Da will ich nun doch nicht drüber. Nicht, dass ich noch am ersten Tag von der Polzei auf gegriffen werde. Also drehe ich nun auch rum. Schau ich doch mal in dem schlauen " Gelben" nach. Und was steht da? Gleich nach der Brücke am Ausgang von Sevilla aufpassen, dass man den Abzweig nach 100m nicht verpasst! Klasse! Also, alles wieder zurück. Es waren ja NUR 3km! Mann, das fängt ja gut an. Also, wieder 3 km zurück. Und alles auf Asphalt! 6km umsonst! Nur weil man nicht richtig lesen kann!

Ich wollte ja entspannt beginnen, dann schön in Santiponce Pause machen, dort Italica besichtigen und gemütlich bis Guillena laufen. Und jetzt? Ich laufe schnell, viel zu schnell! Selber schuld! Endlich komm ich an den Abzweig. Wie konnte ich den übersehen? 

Jetzt nehme ich den Weg am Ufer des Flusses. Endlich runter vom Asphalt. Und gleich geht´s mir besser. Weidende Pferde und ein spanischer Bauer, der eine schwarze Rauchfahne in den Himmel steigen läßt ( was der wohl alles verbrennt) , lenken mich ab. So, jetzt geht es weiter, aber immer noch viel zu schnell. Irgendwie will ich im Unterbewußtsein die verlorene Zeit wieder aufholen. Völliger Blödsinn! Ich weiss, das ich zu schnell laufe, aber ich laufe immer weiter. Immer weiter. 
Gegen 12:00 Uhr komme ich in Santiponce an. Santiponce liegt ca. 9km von Sevilla entfernt. Mit meinen 6km Umweg, habe ich in 3 Std. 15 km zurück gelegt! Am ersten Tag! Ich weiß nicht, was mich da geritten hat.
Etwas genervt betrete ich die Ausgrabungsstätte Italica. Jetzt brauch ich erst einmal eine Pause. Ein gutes Vesper und ein Frust-Bier heben meine Stimmung ein wenig. Besser gelaunt schau ich mir die Ausgrabungen an, und bin beeindruckt von dem großen Amphitheater. Trotzdem, so richtig genießen kann ich alles noch nicht. Zu sehr beschäftigt mich, dieser Umweg, diese verlorene Zeit, ach, ich weiß auch nicht was!

So mach ich mich gegen 13:15 Uhr wieder auf den Weg. Und da merk ich doch: Ich hab ja einen Rucksack auf! Erst jetzt spüre ich die doch wieder min. 10kg im Rücken. Eher mehr! Aber es geht. So gehe ich ein Stück an der Strasse entlang, an einem Kreisverkehr vorbei, unterquere die Autobahn und biege kurz danach auf einen Feldweg ab. Hier lerne ich das erste Mal die spanische Mentalität der Müllentsorgung kennen. Es wird alles einfach irgendwo hin geworfen. Alte Möbel, Sperrmüll, Hausmüll, Kühlschrank, usw, alles liegt hier am Feldweg Rand. Furchtbar. 
Kurz danach seh ich sie zum ersten Mal wieder: diese endlos langen Geraden! Die gibt es hier also auch wieder.
Na dann los!
4km zieht sich dieses gerade Wegstück ohne jedlichen Schatten, bis man endlich an eine Furt kommt. Dort mache ich im Schatten mehrerer Bäume eine wohl verdiente Pause. 
Und dann ist es plötzlich da. Dieses Brennen unter der linken Fußsohle, direkt am Ballen. Schuhe aus, Socken aus. Klasse,die erste Blase! Und wie groß! Heute scheint nicht mein Tag zu sein.

Eine Orange gibt mir wieder etwas Energie und so überwinde ich
die Furt mit Hilfe eines Eisenträgers, der hier freundlicherweise liegt, um trockenen Fußes die andere Seite zu erreichen. Selbst jetzt, obwohl es hier schon lange nicht mehr geregnet hat, ist der Weg überspült. Wie das hier wohl aussieht, wenn es Tage lang regnet? Doch so kommt man mit etwas Geschick gut weiter und nach ein paar Metern, tritt man wieder aus dem Schatten heraus und macht sich auf die nächsten 3km, wieder Kerzen gerade, Richtung Guillena. Danach geht es links ab 
( wie man sich freuen kann, über
eine Abzweigung) und dann der Strasse entlang, bis zum Ortsrand. Ein schönes Ortschild heißt einen willkommen. Noch über die Brücke und ein kleines Stück in den Ort hinein und ich habe gegen 16:00 Uhr die Herberge "Luz del Camino" erreicht. 
Hier werde ich herzlich von Peter, dem Hospitalero, empfangen. Die Übernachtung hatte ich schon von zu Hause gebucht. Gleich neben dem Eingang bekomme ich in einem 6 er Zimmer ein Bett zugewiesen. Auf der Dachterasse sitzen schon Leoni und Frank. Freudig werde ich begrüßt. Und die ersten Bierchen laufen runter wie Öl! Es sind schon mehrere Pilger da. Pilger, die ich immer wieder auf dem Weg treffen sollte. Jonas, JP, Tommy, einen Ami...

Nach dem duschen, gut erholt, gingen Frank und ich in die Bar " Hogar del Pensionista". Die Anderen und auch Peter kamen etwas später nach. Dort aßen wir gemeinsam, das erste Pilgermenue! Und was gab es? Paella! War ok, aber die in Sevilla war besser. Mit einigen Bierchen und genug Vino Tinto wurde es ein netter Abend. Peter konnte einige Anekdoten erzählen und es wurde herzhaft gelacht. Zum Glück durfte ich Peter noch kennen lernen. Kurz nach meiner Rückkehr hat er die Herberge verlassen und macht jetzt etwas anders. Er war schon ein Unikum!
Während wir so da saßen, gab es plötzlich einen Menschenauflauf und kurz danach zog eine Prozession durch die Strassen von Guillena. Ja, Ostern warf sein Schatten voraus. Und in Spanien
wird das sehr groß gefeiert.  Traditionell beginnt Ostern in Spanien mit der Semana Santa bereits am Palmsonntag, beendet wird das Osterfest am Ostersonntag mit der Auferstehung Christi. Dabei wird an den Leidensweg Christi erinnert. Den Höhepunkt bildet der Karfreitag “Viernes Santo” mit den wichtigen Osterprozessionen.

Zurück in der Herberge liesen wir den Abend auf der schönen Dachterasse ausklingen. Peter war schon nach Hause gegangen und wir auf dem Weg ins Bett, da hörten wir ein Klopfen an der Türe. Zwei junge Pilger aus Deutschland suchten noch eine Übernachtungsmöglichkeit. Sie erzählten, dass sie die letzten Nächte gezeltet hatten, aber es doch empfindlich kalt geworden ist. So suchten sie verfroren eine Übernachtung. Da konnten wir ja nicht anders und ließen sie halt rein. Mit ihnen gingen wir dann doch nochmal auf die Dachterasse und es wurde etwas später als geplant. Aber dann war doch mal Zeit für die Nachtruhe. In meinem Zimmer waren in der Zwischenzeit noch 2 weitere Pilger eingezogen, aber zu dritt war das kein Problem. Ein größeres Problem war da meine Blase. Trotzdem hatte ich eine gute Nacht.

Fazit: den Wanderführer genau lesen, damit man sich Umwege spart.  Ich hatte noch Tage, nein, Wochen mit den Folgen zu kämpfen  (extreme Blasen)
Tipp: Italica, war sehr schön. Die Herberge " Luz del Camino" kann ich empfehlen. Ist bestimmt auch weiterhin gut, auch wenn Peter nicht mehr vor Ort ist.


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